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Lebensstil, Politik

Kritik nicht erwünscht: Welche Kommentare die Tageszeitung »Die Welt« löscht


Wer als Deutscher in Griechenland lebt, der sieht manche Berichte deutscher Journalisten über Griechenland vielleicht mit anderen Augen. Und er kann aus eigener Anschauung Informationen über das aktuelle Geschehen in Griechenland liefern. Ein deutscher Naturwissenschaftler, der seit Langem schon in Griechenland lebt, hat im Kommentarbereich unter einem Welt-Artikel ein paar nüchterne Hinweise auf die Faktenlage in Griechenland geliefert. Das gefiel den Zensoren der Welt offenkundig gar nicht. Lesen Sie deshalb nachfolgend, was die Zensoren an Hinweisen unter einem Artikel schnell wieder gelöscht haben.

Nachfolgend die Mail eines Bekannten, der in Griechenland lebt:

Moin Udo,

gestern abend habe ich mal etwas Untypisches getan und in einem Forum gepostet. Da ich ständig eines betreue, habe ich dazu eigentlich keine Lust. Aber diese Überschrift:

»Griechenland ist wie ein ungezogenes Balg«

reizte mich übermaximal. Daraufhin stellte ich diesen Text ein:

Griechenland ist vor allem ein Feigenblatt, um die massive Steuersubvention der deutschen und französischen Banken zulasten der Steuerzahler zu kaschieren.

Und leider ziehen die meisten Medien in Deutschland mit. Um es kurz zusammenzufassen:

 

  • Die Banken verliehen mit staatlichen Garantien (also auf Kosten der Steuerzahler) Gelder an ein Land, das sich diese Kredite eigentlich überhaupt nicht leisten konnte. Probieren Sie Vergleichbares mal bei der Bank – sie werden kein Geld bekommen.
  • Griechenland bekam auch den Euro. Von einem Tag auf den nächsten kostete z. B. die Limo im Restaurant statt umgerechnet zu Drachmezeiten 40 Cent mindestens zwei Euro. Die Gehälter der Griechen wurden aber exakt umgestellt, also fand faktisch ein massiver Kaufkraftschwund statt.
  • Wer von den Normalbürgern privaten Konsum hatte, bekam den jetzt durch Kredite. Für diese musste man gar nicht erst zur Bank betteln gehen: Die wurden den Leuten am Telefon aggressiv aufgeschwatzt.


Und was passierte mit den Staatskrediten? Mit denen wurden vor allem Straßen, Flughäfen und Hafenanlagen gebaut, u. a. sehr gern von deutschen und französischen Konzernen. Die staatlich garantierten Kredite flossen also abzüglich einiger lokaler Löhne und Bestechungsgelder weitgehend in die Taschen der deutschen und französischen Konzerne zurück. Und nun müssen 
die Kredite der Banken gerettet werden, wieder mal auf Kosten der Steuerzahler, nicht auf die der Konzerne.

Tja, und die Bürger, die laut Bild eine Party nach der nächsten und Fettleber haben? Ausreißer im Lohnniveau gibt es in in Gr wie in D – aber hier wurden die Gehälter im öffentlichen Dienst mal eben um 30 Prozent gekürzt. Gleichzeitig wurden direkte und indirekte Steuern massiv erhöht, der Benzinpreis hat sich in zwei Jahren fast verdoppelt. Lidl ist aber trotzdem rund 15-20 Prozent teurer als in Deutschland, die einheimischen Supermärkte langen oft noch mehr hin. Die Durchschnittsrente liegt bei 600 Euro.

Ich lebe seit einiger Zeit in Griechenland und bekomme es in der Nachbarschaft direkt mit: Die Banken rufen jetzt wieder an, aber jetzt geht es darum, ob die verschuldeten Normalbürger noch 20 Euro vom Giro bekommen oder nicht. Wer rausfällt durch die täglich irgendwo einschlagenden Jobkündigungen: ein kleines Arbeitslosengeld für sechs Monate, das war’s. Hartz IV o. ä. gibt es hier nicht, nur Familie, die evtl. helfen kann.

Die Restaurants haben hier im letzten Winter genau so eines nach dem anderen zugemacht wie die vielen kleinen Läden. Das Land wird nicht in eine Rezession, sondern in eine tiefe Depression gespart.
Wenn dann morgen am Sonntag wie von einigen erwartet eine Million Menschen in Athen auf die Straße gehen, dann entspräche das über acht Prozent der griechischen Bevölkerung. Auf Deutschland umgerechnet wären das 6,4 Millionen der Bürger. 

Die stehen da nicht, weil das Souflaki im Restaurant kalt war. Die können nicht mehr anders.

Tja, kein Gepöbel, ausreichend differenziert … wurde freigeschaltet, erhielt etliche Folgekommentare … und heute früh alles weg.

Ich wusste nicht, dass die Marktlücke für ein liberal-konservatives Nachrichtenmagazin mit freier Plattform so groß ist …

Viele Grüße

Redaktion KOPP Verlag

Nachschlag:

Gaby bittet um Hilfe, fragt warum dieser Beitraggelöscht wurde bei Springerblatt Welt-online

Gaby schreibt live aus Griechenland für das gelbe Forum. Jetzt fragt sie warum ein Leserkommentar gelöscht wurde bei der Welt-online:

Das gelbe Forum:

Moin,

ich bin wirklich etwas ratlos. Kann mir einer von Euch erklären, warum unten stehender Kommentar (meines GöGa = Göttergatte) bei Welt-Online auf diesen Artikel hier zunächst binnen kurzer Zeit (<zwei Stunden) erst durch „melden“ unsichtbar gemacht wurde – und nun ganz verschwunden ist, samt übrigens einiger sehr positiver Reaktionen auf sein Posting hin?

Ich bin ja einiges gewohnt – aber … ist es „wirklich schon so weit?“

Hier der Kommentar von „bernardo“

„Griechenland ist vor allem ein Feigenblatt, um die massive Steuersubvention der deutschen und französischen Banken zu Lasten der Steuerzahler zu kaschieren

Und leider ziehen die meisten Medien in Deutschland mit. Um es kurz zusammenzufassen:

– die Banken verliehen mit staatlichen Garantien (also auf Kosten der Steuerzahler) Gelder an ein Land, das sich diese Kredite eigentlich überhaupt nicht leisten konnte. Probieren Sie vergleichbares mal bei der Bank – sie werden kein Geld bekommen.

– Griechenland bekam auch den Euro. Von einem Tag auf den nächsten kostete zB die Limo im Restaurant statt umgerechnet zu Drachmezeiten 40 Cent mindestens zwei Euro. Die Gehälter der Griechen wurden aber exakt umgestellt, also fand faktisch ein massiver Kaufkraftschwund statt

– wer von den Normalbürgern privaten Konsum hatte, bekam den jetzt durch Kredite. Für diese musste man gar nicht erst zur Bank betteln gehen: Die wurden den Leuten am Telefon aggressiv aufgeschwatzt.

Und was passierte mit den Staatskrediten? Mit denen wurden vor allem Straßen, Flughäfen und Hafenanlagen gebaut, u.a. – sehr gern von deutschen und französischen Konzernen. Die staatlich garantierten Kredite flossen also abzüglich einiger lokaler Löhne und Bestechungsgelder weitgehend in die Taschen der deutschen und französischen Konzerne zurück. Und nun müssen die Kredite der Banken gerettet werden, wieder mal auf Kosten der Steuerzahler, nicht auf die der Konzerne.

Tja, und die Bürger, die laut Bild eine Party nach der nächste und Fettlebe haben? Ausreißer im Lohnniveau gibt es in in Gr wie in D – aber hier wurden die Gehälter im öffentlichen Dienst mal eben um 30 Prozent gekürzt. Gleichzeitig wurden direkte und indirekte Steuern massiv erhöht, der Benzinpreis hat sich in zwei Jahren fast verdoppelt. Lidl ist aber trotzdem rund 15-20 Prozent teurer als in Deutschland, die einheimischen Supermärkte langen oft noch mehr hin. Die Durchschnittsrente liegt bei 600 Euro.

Ich lebe seit einiger Zeit in Griechenland und bekomme es in der Nachbarschaft direkt mit: Die Banken rufen jetzt wieder an, aber jetzt geht es darum, ob die verschuldeten Normalbürger noch 20 Euro vom Giro bekommen oder nicht. Wer rausfällt durch die täglich irgendwo einschlagenden Job-Kündigungen: Ein kleines Arbeitslosengeld für sechs Monate, das war’s. Hartz IV o.ä. gibt es hier nicht, nur Familie, die evtl. helfen kann.

Die Restaurants haben hier im letzten Winter genau so eines nach dem anderen zugemacht wie die vielen kleinen Läden. Das Land wird nicht in eine Rezession, sondern in eine tiefe Depression gespart.

Wenn dann morgen am Sonntag wie von einigen erwartet eine Million Menschen in Athen auf die Straße gehen, dann entspräche das über 8 Prozent der griechischen Bevölkerung. Auf Deutschland umgerechnet wären das 6,4 Millionen der Bürger. Die stehen da nicht, weil das Souflaki im Restaurant kalt war. Die können nicht mehr anders.“

Mal ehrlich, nochmals meine Frage: Warum wird so was gelöscht? Ist das Gelbe wirklich noch der einzige Hort der Freiheit, wo man noch differenzierter auf die Situation Griechenlands eingehen und auf die wahren Strippenzieher und Interessenslagen hinweisen darf? Wie „staatsgefährlich“ sind denn solche Beiträge mittlerweile? Will man den Krawall? Es sieht so aus.

Ratloser Sonntagsgruß

Gaby

Nachschlag 2:

Natürlich gibt es auch die Gegenseite die Absolut gegen dieses Sparpaket ist

http://kreisanzeiger-online.de/2011/05/20/liebe-griechen-sowas-lernt-man-schon-im-kindergarten/

Dabei scheint der gute Mensch einen Rundumschlag zu veranstalten und schmeißt gleich die Spanier und Portugiesen mit in den Topf. Gut, ich will hier nicht den Kreisanzeiger für die Unfähigkeit seiner Autoren an der Pranger stellen. Aber den Menschen dort „Arbeitsfaulheit“ zu unterstellen ist einfach nur die Unkenntnis der Sachlage. Gerade eben hatte ich ein Gespräch mit jemanden direkt aus Griechenland. Er bestätigt das die Leute dort auf die Straße gehen, allerdings sagte er mir auch, dass  es zwar schlimm ist, aber nicht so wie es die Presse gerne hätte. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Raubtiere auf diesen Planeten – wie Banken und Großunternehmen – den aktuellen Zustand in Griechenland herbeigeführt haben.

Ich bleibe bei meiner Meinung, dass der Großteil der Presse Anti-Bürger-Propaganda betreibt!

elpaullos – Wenn der griechische Steuerzahler pleite geht, dann kann er seine Schulden bei der Deutschen Bank nicht zahlen. Ausserdem ist Griechenland einer der größten Abnehmer für deutsche Waffenlieferungen… verstehst du jetzt warum wir Steuerzahler Griechenland retten müssen? Richtig, weil das Kapital auch weiterhin seine Rendite kassieren muss.

Merkel wollte eigentlich sagen: „Ein guter Europäer ist der, der ohne zu meckern seinen Frohndienst für das Großkapital leistet.“

http://www.youtube.com/watch?v=fAIzZxcB2Jw

 

LINKS:

Versuchter Euro-Kill

“Warum machen Sie Propaganda, Herr Diekmann?”

Österreichs Regierung: Es sind die bösen Euro Spekulanten

 

Diskussionen

3 Gedanken zu “Kritik nicht erwünscht: Welche Kommentare die Tageszeitung »Die Welt« löscht

  1. Zensur bei etablierten Medien ist gang und gäbe, sie haben Angst vor uns, wenn sie merken, dass zum Beispiel Links zu UNS im Kommentar sind und was die restliche Zensur angeht, so sind ganz bestimmte negative Kommentare auch politisch nicht gewollt, denn diese Medien schielen grundsätzlich mit zwei Augen auf die Auflage und nicht auf den Inhalt. Dieser ist schon recht lange völlig zweitrangig und wenn ein ‚Mächtiger‘ kommt und mosert, weil ein kritischer Kommentar veröffentlicht wurde, dann wird sofort die Anzeigenkeule geschwungen. Und die ‚Mächtigen‘ machen dies nicht nur bei den Printmedien so, die Politik, besonders in Berlin, wird gerne an ‚ihre Pflicht‘ erinnert: http://freies-in-wort-und-schrift.info/2011/06/07/paragraphen-haben-mchtige-noch-nie-interessiert/

    Verfasst von AlterKnacker | Juni 7, 2011, 8:20 pm

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